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Wandern im Riesengebirge

Riesengebirge, eines der schönsten Gebirge in Tschechien

Als ich vor Jahrzehnten meine Liebe zum Riesengebirge entdeckte und meine ersten Bergtouren dort auf Skiern unternahm, hätte ich nie gedacht, dass ich später ein Buch über dieses wundervolle, sagenumwobene Gebirge im Norden von Tschechien schreiben würde. In diesem Artikel erfährst Du meine ganz persönliche Geschichte, wie aus meiner Liebe zu den Bergen viele Bergwanderungen folgten und daraus dann der neue, 2023 erschienene Wanderführer "Riesengebirge, Isergebirge, Böhmisches Paradies" entstand.

Ein Wanderer auf dem Weg zur Schneekoppe. Foto ©: Franziska Rößner
Auf dem Weg zur Schneekoppe. Foto ©: Franziska Rößner, Wanderführer Riesengebirge, Rother Bergverlag 2023

Blaue Berge, grüne Täler – ein Bild an der Wand

Es war ein Bild an der Wand im Wohnzimmer meiner Großeltern, das mein Interesse an den hohen Bergen weckte. Steile, schneebedeckte Berggipfel, darunter ausgedehnte Wälder und Blumenwiesen mit kleinen Häuschen darauf – das Riesengebirge. Das Bild zeigte eine Landschaft, die mir als Kind noch völlig unbekannt war. Doch die Erzählungen meines Opas von seinen Wanderungen im Riesengebirge, in den Beskiden und in den Bergen der Hohen Tatra weckten meine Abenteuerlust. An manch stillem Winterabend blätterte ich in seinen Bildbänden über die Gebirge der Tschechoslowakei. Für mich stand fest: dort muss ich auch einmal hin! Der höchste Berg meiner Heimat war mit 1214 m Höhe der Fichtelberg. Ein „Hügelchen“ im Vergleich zu den höchsten Gipfeln der Tatra, die mehr als doppelt so hoch sein sollten. Näher und damit schneller zu erreichen war aber für mich das Riesengebirge. Auch dessen Kamm war deutlich höher als der des Erzgebirges. Die Schneekoppe, der höchste Berg im Riesengebirge, misst immerhin 1603 m! Für mich, der im Leipziger Flachland lebte, war das eine besondere Herausforderung.

Mein erster Urlaub im Riesengebirge

Es musste noch einige Zeit vergehen bis ich ins Riesengebirge reisen konnte. Erst während meines Sportstudium ergab sich die Gelegenheit dazu. Wir fuhren zum Skilager ins Riesengebirge! Auf Langläufern erkundeten wir die tiefverschneiten, aber eher sanften Bergkämme rund um Rokytnice und Špindlerův Mlýn. Damals spurte man noch selbst. Das kostete zusätzlich Kraft und so war eine Pause in einer der sogenannten Bauden Pflicht. Das sehr zünftige Ambiente dieser Berghütten fanden wir toll. Hier herrschte ein großes Stimmengewirr. Neben Tschechisch waren auch Polnisch, Slowakisch, Deutsch und Ungarisch herauszuhören. Die anschließenden Skiabfahrten zurück ins Tal waren manchmal etwas abenteuerlich, meistens aber lustig und einfach wunderbar. Auf den aussichtsreichen Berghängen fragte ich mich, wie schön die Berge und Täler wohl im Sommer sein würden! Zum Wandern ins Riesengebirge – das muss ich irgendwann auch einmal machen…

Ausblick in den Riesengrund unter der Schneekoppe im Riesengebirge. Foto ©: Franziska Rößner
Blauer Himmel, grüne Bergtäler, wie hier im Riesengrund unter der Schneekoppe, zeichnen das Riesengebirge aus. Foto ©: Franziska Rößner

Skitour zur Schneekoppe

Doch zunächst waren wir ja zum Ski-Wandern hier. An einem sonnigen Wintertag nahmen wir uns die Schneekoppe vor und starteten am frühen Vormittag in der Höhe. Auf dem Kammweg, dem tschechisch - polnischen Freundschaftsweg, waren bereits allerhand Leute Richtung Sněžka, wie die Schneekoppe auf Tschechisch heißt, unterwegs. Die im regelmäßigen Abstand aufgestellten Stangen wiesen uns sicher den Weg. Wenn nur der Wind nicht gewesen wäre! Er peitschte uns die aufgewirbelten Schneekristalle ins Gesicht und erschwerte das Vorwärtskommen. Wir kämpften uns nahe der Wiesenbaude (Luční bouda) über die flache Hochfläche, vor uns ragte der formschöne, spitze Kegel der Schneekoppe auf. Plötzlich zogen Nebelwolken von Polen herauf und bald begann es stark zu schneien. Wir hatten von solch überraschenden Wetterwechseln gehört und entschieden uns deshalb sicherheitshalber zum Umkehren. Wir wollten nicht riskieren, uns hier oben zu verirren… So blieb das Projekt Schneekoppe damals unvollendet.

Wiesen vor der Wiesenbaude (Luční bouda) dahinter die Schneekoppe. Foto ©: Franziska Rößner
Die Wandergruppe genießt den sonnigen Herbst an der Wiesenbaude (Luční bouda) hinter der die Schneekoppe aufragt. Im Winter ist die Gegend tiefverschneit. Foto ©: Franziska Rößner

Urlaub im Riesengebirge – der Traum wird wahr

Mit dem Ende der DDR und der damit gewonnenen Reisefreiheit wurden andere europäische Gebirge zum Urlaubsziel. Wetterstein, Karwendel, Watzmann und Zugspitze, Bergell, Dolomiten, Gardaseeberge, Pindosgebirge und die Meteorafelsen mussten erkundet und bestiegen werden. Der Traum von einer Besteigung der Schneekoppe aber blieb. Erst viele Jahre später konnte ich mir diesen Traum bei einem Wanderurlaub im Riesengebirge erfüllen und seitdem reise ich gerne in dieses wunderschöne Gebirge.

Besonders beeindruckte mich die weite Tundralandschaft oben auf dem Riesengebirgskamm. Das sah im Sommer soviel anders aus als bei unserer winterlichen Skitour. Wie ich heute weiß, sind diese Moore und Heideflächen zurückgebliebene Relikte der Eiszeit. Eine Landschaft, die man in Mitteleuropa nur hier im Riesengebirge finden kann. Gletschertäler, Seen an verbliebenen Moränen, seltene Moorpflanzen und Tiere. Mittlerweile ist das Riesengebirge  (polnisch Karkonosze, tschechisch Krkonoše) sowohl auf polnischer wie auch auf tschechischer Seite als Nationalpark geschützt. Auf dem Kamm ragen Granitfelsen in die Höhe, die es mir als einstiger Kletterer natürlich sehr angetan haben. Und dann die Elbe – sie entspringt ebenfalls auf den Hochflächen der Kammlagen bevor sie durch Tschechien und Deutschland zur Nordsee fließt. Als Elbsandsteinkenner ist es nahezu eine Pflicht, einmal an der Quelle der Elbe gestanden zu haben!

Ein Wanderführer für das Riesengebirge entsteht

Bei den vielen Bergtouren nach der Wende haben mir die Rother-Wanderführer immer gute Dienste geleistet. Auch für das Riesengebirge gab es mittlerweile eins dieser kleinen roten Büchlein. Gerade während einer meiner sommerlichen Bergtouren klingelte mein Telefon: „Herr Kinzel, hätten Sie Lust für den Bergverlag Rother den Wanderführer Riesengebirge zu aktualisieren?“ Na das war eine Überraschung! Ohne groß zu überlegen, sagte ich zu. Meine Idee: Neben dem eigentlichen Riesengebirge sollte das Buch zukünftig auch Wandertouren im Riesengebirgsumland enthalten. Wanderungen im wunderschönen, waldreichen Isergebirge und in den Felsen der Falkenberge in Polen, in der Adrspacher Felsenstadt, die ich vom Klettern kannte, sowie im reizvollen Český ráj (Böhmisches Paradies).

Da ich selbst seit einiger Zeit nicht mehr ganz so gut zu Fuß unterwegs bin, brauchte ich ein wenig Unterstützung. Daher holte ich mir mit Franziska Rößner kompetente Verstärkung für dieses Buchprojekt hinzu. Sie kennt sich ebenfalls sehr gut aus und wanderte viele Touren mit den beiden Berner Sennhündinnen. Zudem steuerte sie viele tolle Fotos von Riesengebirge, Isergebirge und den Felsenstädten bei.

Gemeinsam planten und recherchierten wir die schönsten Wanderungen und Fotomotive, die man im Riesengebirge gesehen haben sollte, und machten uns anschließend an die Umsetzung.

Nach einigen coronabedingten Schwierigkeiten und Verzögerungen war es Anfang 2023 endlich soweit. Jetzt halten wir unseren komplett neu bearbeiteten Rother-Wanderführer „Riesengebirge, Isergebirge, Böhmisches Paradies“ in unseren Händen. Darin findet man die schönsten Wanderungen mit all den nützlichen Informationen zum Wandern, wie Anreisetipps, Einkehrmöglichkeiten, die schönsten Aussichten, genaue Wegbeschreibungen, kleine Karten zur ersten Orientierung und für alle, die auf digitale Navigation stehen, auch GPS-Tracks der Wandertouren zum Downloaden.

Wenn Du Deinen nächsten Bergurlaub im Riesengebirge verbringen möchtest, lass Dich von unserem neuen Wanderführer inspirieren! Das Buch ist im Buchhandel und hier im Shop erhältlich.