Die schönsten Fernwanderwege im Elbsandsteingebirge
Weitwandern liegt im Trend
Seit einigen Jahren wird Weitwandern immer populärer. Mehrere Tage am Stück unterwegs sein, ohne jeden Tag zurück nach Hause, in die Pension oder ins Hotel zu müssen, ermöglicht uns, intensiver in die Natur, in die Landschaft und in uns selbst einzutauchen.
Aber was reizt uns am Weitwandern? Die Motive, auf Fernwanderwegen zu wandern, können sehr vielseitig sein: für eine gewisse Zeit komplett aus dem hektischen Alltag aussteigen, mal nicht
erreichbar sein, zu sich selbst finden, um die eigenen Gedanken zu ordnen. Manch einer möchte aber auch einfach nur in der Natur aktiv unterwegs sein, um sich zu bewegen und sich körperlich zu
trainieren. Weitwandern kann auch spirituelle Motive haben: Pilgerwege wie der Jakobsweg sind schon immer gern bezwungene Wanderrouten.
Psychologisch gesehen verspricht das Weitwandern besondere Glücksgefühle, denn auf die erfolgreiche Bezwingung eines Weitwanderweges oder eines Teilabschnitts davon, also auf das Erreichen eines
Zieles, kann man stolz sein. Man zehrt vom Erlebten und seinen Erfahrungen. Nach so einer Wandertour hat man mit Sicherheit etwas zu erzählen. Das Erlebnis einer Weitwanderung wirkt auf diese
Weise noch lange in den eigenen Alltag hinein.
Es gibt mehrere große europäische Fernwanderwege. Ziel von ihnen war ursprünglich, ein völkerverbindendes Netz von Weitwanderwegen durch Europa zu schaffen.
In Zeiten des Klimawandels denken viele Menschen darüber nach, wo sie ihren Urlaub verbringen und wie der ökologische Fußabdruck einer solchen Reise aussieht. Muss es der ferne
Jakobsweg in Spanien oder der hochalpine GR20 auf Korsika sein oder finden sich auch ohne weite Anreise zum Beispiel bei uns in Deutschland reizvolle Fernwanderwege, die ähnlich positive Effekte
Körper und Geist haben?
Das Elbsandsteingebirge mit seinen wilden Nationalparks ist ein hervorragendes Ziel für Mehrtageswanderungen in Deutschland. Der internationale Fernwanderweg E3 und Fernwanderweg
Eisenach-Budapest führen durch die sächsischen Sandsteinfelsen nahe Dresden. Dazu gibt es einige weitere lohnenswerte Weitwanderwege wie den prämierten Malerweg, den stillen,
grenzüberschreitenden Forststeig oder abenteuerliche Mehrtagestouren in Tschechien.
Weitwandern in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
“Ich bin dann mal weg” – meine 5 Top-Empfehlungen für Deine Weitwanderungen in der Felsenwelt der Sächsisch-Böhmischen Schweiz:
Malerweg – der bekannteste Weitwanderweg der Sächsischen Schweiz
Der Malerweg im Elbsandsteingebirge ist einer der schönsten Wanderwege Deutschlands. Die Mehrtagestour ist 116 km lang und ist in 8 Etappen unterteilt. Das ist die offizielle Empfehlung des Tourismusverbandes, welcher die Weitwanderroute durch die Sächsische Schweiz konzipiert hat und dafür ausgezeichnet wurde. Natürlich kann man die Tour auch kürzen oder die Wanderetappen auf weniger Tage verteilen. Bedenke dabei jedoch, dass insgesamt rund 3600 Höhenmeter zu bewältigen sind. Die offiziellen Etappen schafft ein Wanderer mit normaler Kondition ohne zu Hetzen und ohne sich zu überanstrengen, schließlich will man sich im Urlaub erholen. Es bleibt ausreichend Zeit für Fotos und Pausen. Auch individuelle Abstecher können unternommen werden.
Der Malerweg im Elbsandsteingebirge ist ein ganz besonderer Wanderweg. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts folgten Künstler dieser Route, um die Schönheit dieses märchenhaften Gebirges zu entdecken. An den atemberaubenden Aussichten und in den wilden Felsen ließen sie sich für ihre Arbeit inspirieren. Die besondere Ausstrahlung dieser einzigartigen Felsenwelt fand auch Einzug in die vielen Zeichnungen und Gemälde dieser Zeit. Heute zählen wir diese Maler zu den Begründern der Romantik.
Heute führt ein großer Teil des Weitwanderweges durch die wilde Natur des Nationalpark Sächsische Schweiz. Wer morgens beim Wandern in die Stille des Waldes lauscht, wird die eine oder andere wunderbare Beobachtung in der Tier- und Pflanzenwelt machen. Die Tautropfen an den Farnen und Moosen in den feuchtkühlen Tälern oder von Wanderfalke, Uhu oder Kolkrabe, die in den Lüften hoch über den grandiosen Aussichten ihre Rufe erschallen lassen.
Mehr Infos:
Buchtipp – nicht nur für Wanderer mit Hund
Franziska Rößner ist vor einigen Jahren den Malerweg mit ihren beiden Berner Sennenhündinnen gewandert und ihre Erfahrungen in ihren Wanderführer einfließen lassen.
Ergebnis ist eine hundegeeignete Routenführung und Tipps zur Vorbereitung und zur Mitnahme spezieller Ausrüstung.
Natürlich ist der Wanderführer auch für Leute ohne Hund geeignet und bietet interessante Tourvorschläge unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade.
Eine der größten Herausforderungen bei der Vorbereitung der Weitwanderung mit Hund war (und ist) die Suche nach einer hundefreundlichen Unterkunft. Über ihre Erfahrungen beim Wandern mit Hunden im Elbsandsteingebirge (und anderswo) berichtet sie auf ihrem Blog bergwandern-mit-hund.de.
Der Forststeig – eine Waldtrekkingtour in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
Durch die weiten Wälder links der Elbe, mit ihren gigantischen, oft über 100 m hohen Tafelbergen führt seit einigen Jahren eine Waldtrekkingroute mit 105 km Länge, die Du in 6-7 Tagen wandern kannst. Der Weg verläuft größtenteils fernab der Zivilisation auf schmalen Wald- und Felsenpfaden. Manchmal fühlt man sich fast wie auf einem der typischen Trekkingpfade in Skandinavien.
Nur das Rauschen der Bäume umgibt uns. Wasser finden wir an Quellen und in klaren Bergbächen. Wir wandern durch kniehohe Heidelbeerbüsche, durch schattige Gründe und auf sonnige Felsenaussichten, wo das hübsche Heidekraut rosa erblüht.
Für diese Mehrtagestour musst Du unbedingt Verpflegung und Schlafsack mitnehmen. Alles musst Du selbst tragen. Daher solltest Du auf eine gute Planung des Rucksackgewicht besonderes Augenmerk legen.. Wer unabhängig von Trekkinghütten und einer Zimmerbuchung sein möchte, nimmt besser noch ein Zelt mit.
Dann steht einem ganz besonderen Waldabenteuer mitten in Deutschland nichts mehr im Wege.
Mehr Infos:
Was Du für die Planung deiner Trekkingabenteuer wissen musst, kannst Du in ausführlicher Form in meinem Wanderführer "Wilde Wege Elbsandsteingebirge mit Forststeig" nachlesen.
Was Du außerdem beachten musst: Für die Übernachtung in den Trekkinghütten und auf den Wald-Biwakplätzen wird ein Entgelt fällig. Dazu musst Du vor Tourantritt Tickets erwerben, die dann an den Übernachtungsplätzen eingeworfen werden.
Dichter-Musiker-Maler-Weg
Der Dichter-Musiker-Maler-Weg ist weniger stark frequentiert als der bekanntere Malerweg. Dieser Fernwanderweg ist gewissermaßen ein Geheimtipp. Er orientiert sich am Wegverlauf des historischen Malerweges bzw. des ehemaligen Fremdenweges, der von Dresden in die Sächsische Schweiz und weiter bis in die Böhmische Schweiz führte.
Auf dem Dichter-Musiker-Maler-Weg entdeckt: Im Liebethaler Grund bei Pirna befindet sich das Richard-Wagner-Denkmal und erinnert an den großen Komponisten, Musiker und Hofkapellmeister in Dresden, der 1846 seinen Sommerurlaub mit seiner Gattin in der Sächsischen Schweiz verbrachte. Neben der Basteibrücke informiert die Tafel "Kunst und Natur" an die großen Maler dieser Zeit. Fotos: Franziska Rößner
Der gut markierte Dichter-Musiker-Maler-Weg beginnt an der berühmten Elb-Brücke „Blaues Wunder“ in Dresden-Loschwitz, schlängelt sich rechtselbig über die aussichtsreichen Höhen und durch die tief eingeschnittenen Täler der Sächsischen Schweiz und endet nach 5 Etappen am Prebischtor in der Böhmischen Schweiz in Tschechien. Er hat eine Gesamtlänge von 91 km (mit Varianten 96 km). Mit der S-Bahn fährst Du anschließend entspannt durch das Elbtal nach Dresden zurück.
Das „Prebischtor“ war für viele Dresdner Dichter, Musiker und Maler ab Mitte des 18 Jahrhundert ein begehrtes Ziel. Das riesige Sandstein-Felsentor gilt als größte natürliche Felsenbrücke in Mitteleuropa. Der Weg durch die atemberaubende Felsenwildnis war damals für die Künstler ein Quell der Inspiration.
Mehr Infos:
Buchtipp zum Dichter-Musiker-Maler-Weg:
Eine ganz besondere Würze bekommt deine Wanderung, wenn Du sie mit einer Fahrt auf einem der historischen Schaufelraddampfer der Weißen Flotte von der Dresdener Altstadt flussaufwärts zum "Blauen Wunder" beginnst.
Für diese Wanderung gibt es seit 2023 auch einen kompakten Rother Wanderführer mit allen wichtigen Infos zu Anforderungen, Varianten, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten.
Köglerpfad – Kurztrip für ein Wochenende
Wer sich nicht eine ganze Woche auf Wanderschaft begeben kann, aber dennoch ein spannende Zwei-Tages-Wanderung unternehmen möchte, dem sei der Köglerpfad bei Krásná Lípa empfohlen.
Natürlich kann man die 23 Kilometer lange Wanderung auch in einem Ritt absolvieren. Dann geht aber viel von ihrem Reiz verloren. Die Wanderroute am Rande der Böhmischen Schweiz ist eigentlich ein Lehrpfad mit 39 Stationen. Es gibt auf den interessanten Infotafeln Erklärungen in tschechischer und deutscher Sprache.
Als erster Naturlehrpfad Böhmens im Jahr 1941 eröffnet, geriet er nach dem Zweiten Weltkrieg bald in Vergessenheit. Erst 2006 wurde er rekonstruiert und als Rundweg wiedereröffnet. Der Pfad mit offiziellem Ausgangspunkt am Haus der Böhmischen Schweiz auf dem Marktplatz in Krásná Lípa führt durch wertvolle Naturgebiete des Lausitzer Gebirges, des Nationalparks Böhmische Schweiz und hinauf zum Aussichtsturm auf dem Gipfel des Wolfsbergs (Vlčí hora). Hier erwartet die Wanderer ein Panoramablick über das Lausitzer Gebirge, die Sächsisch-Böhmische Schweiz, das Böhmische Mittelgebirge, den Jeschken (Ještěd), das Isergebirge und das Riesengebirge.
Ein Themenschwerpunkt des Kögler-Naturlehrpfades um den Wolfsberg ist die Geologie, denn in der Wanderregion treffen die Elbsandsteinplatte und die Platte des Lausitzer Granits aufeinander. Dadurch gibt es Verwerfungen und Spannungen in der Erdkruste und früher auch regen Vulkanismus, wovon heute einige Basaltkegel, wie z.B. der Wolfsberg, zeugen.
Neben der vielfältigen Natur sind weitere Highlights auf diesem Wanderweg vor allem die geologische Landkarte am Garten des einstigen Lehrpfadinitiators Kögler in Zahrady sowie die Umgebindehäuser am Wege.
Mehr Infos:
Beschrieben wird der Wegverlauf in Form von zwei einzelnen Rundwanderungen im bereits weiter oben erwähnten Wanderbuch "Wilde Wege Elbsandsteingebirge"
EB – ein Klassiker unter den Fernwanderwegen
Durch das Elbsandsteingebirge führt auch der Internationale Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach–Budapest, kurz EB-Weg oder EB genannt. Dieser Fernwanderweg führt von
Deutschland durch Tschechien, Polen und die Slowakei nach Ungarn und ist 2690 Kilometer lang. Der Fernwanderklassiker vieler Wanderfreunde in der DDR feierte im Mai 2023 sein 40-jähriges
Jubiläum. Wer ihn wandert, besucht dabei auch die schönsten Stellen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Gründe genug, um diesen Bergwanderweg kurz vorzustellen.
Offizieller Ausgangspunkt des "EB" ist die Wartburg in Eisenach. Zuerst auf dem Rennsteig, dann weiter über das Thüringer Schiefergebirge, durch Vogtland und Erzgebirge gelangt
man in die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Überschreitet man in Schmilka die Grenze nach Tschechien hat man die ersten 700 km geschafft! Dieser erste Abschnitt ist gut geeignet für Anfänger im
Weitwandern, um zu testen, ob so ein Fernwanderweg, dazu noch in den Bergen, das Richtige für einen ist.
Durch das Elbsandsteingebirge führt die Route vom Kamm des Osterzgebirges nach Bad Gottleuba, dann durch das Bielatal, zur Festung Königstein und weiter über den Lilienstein. Über die Burg Hohnstein geht es weiter durch die Sächsische Schweiz, über die Schrammsteine auf den Großen Winterberg. Dann steigt man nach Schmilka ab, wo man in der Schmilk'schen Mühle gut einkehren kann, und wechselt anschließend auf die tschechische Gebirgsseite und wandert durch Hřensko (Herrnskretschen, auch gute Einkehrmöglichkeiten!) im Nationalpark Böhmische Schweiz hinauf zum Prebischtor. In Tschechien verlässt der EB-Weg die Böhmische Schweiz dann nach Osten, wo das Zittauer Gebirge schon als nächstes Ziel wartet.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, wandert auf dem Kultweg gerne weiter durch das Lausitzer Gebirge, Jeschkengebirge, Isergebirge, Bober-Katzbach-Gebirge, Glatzer Schneegebirge und Altvatergebirge in Polen und Tschechien. Über die Beskiden und die Mala Fatra geht es durch die Slowakei, um anschließend durch die landschaftlich äußerst reizvollen Mittelgebirge Mátra und Bükk in Nordungarn bis nach Budapest zu gelangen.
Früher wurde die Tour meist mit Rucksack und Zelt gegangen. Heute kann man auf weiten Teilen der Weitwanderung auch Pensionen oder Privatzimmer buchen. Dennoch ist gerade in den einsamen Gebirgsregionen vielerorts das alte Flair dieser besonderen Bergwanderroute durch die Länder des früheren Ostblocks auch heute noch zu spüren.
Der EB verläuft nach dem deutschen Abschnitt mehr und mehr durch für die meisten wohl weitgehend unbekannte Gegenden, die aber lohnend und sehenswert sind.Weniger Kommerz dafür aber interessante Begegnungen mit Menschen, die Gastfreundschaft trotz erschwerter Verständigung einfach leben.
Mehr Infos:
Die besten Informationen zum Wandern auf dem EB Eisenach-Budapest findet man derzeit vor allem auf den einschlägigen Webseiten der EB-Fan's:
Homepage von Mirko Nagel
Webseite von Bert Winkler
Inspiration gibt der Wanderbericht von Fräulein Draußen
Fazit: Weitwandern im Elbsandsteingebirge
Das Elbsandsteingebirge stellt ein lohnendes Wandergebiet zum Weitwandern dar. Mit Malerweg, Forststeig und Dichter-Musiker-Malerweg stehen drei regionale Weitwanderwege zur Auswahl. Darüberhinaus lassen sich reizvolle Wanderungen in den Nationalparks zu Wochenendtouren kombinieren. Der Köglerpfad bietet dazu interessante Einblicke in die Geologie des Gebirges. Wer noch weiter wandern möchte: Der Kultklassiker der ostdeutschen Wanderer, der Fernwanderweg EB Eisenach-Budapest, führt ebenfalls durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Ein wunderschöner Routenabschnitt dieses Internationalen Bergwanderweges.
